Sind Drohungen eine erfolgreiche Verhandlungsstrategie?
Er macht es wieder - drohen, drohen drohen, aber hatte er damit schon einmal Erfolg?
Kaum wieder im Amt stößt Donald Trump gegenüber China, Panama, Europa, Grönland und Dänemark markige Drohungen aus. Was dahinter steckt, habe ich in einem anderen Blog-Beitrag untersucht. Jetzt möchte ich der Frage nachgehen, ob er damit erfolgreich gewesen ist oder ob sein Gehabe nur heiße Luft war. Schauen wir auf seine Verhandlungen mit China in seiner ersten Amtszeit.
Donald Trumps Drohungen gegenüber China, vor allem im Kontext des Handelskonflikts, haben gemischte Ergebnisse erzielt. Sein Hauptziel war es, das Handelsungleichgewicht zwischen den USA und China zu reduzieren, unfairen Handelspraktiken entgegenzuwirken und die wirtschaftlichen Interessen der USA zu schützen. Dabei setzte Trump auf eine aggressive Strategie mit Strafzöllen und Drohungen. Hier eine Einschätzung, in welchen Punkten China eingelenkt hat und ob seine Drohungen erfolgreich waren:
Erfolge von Trumps Drohungen:
1. Das Phase-1-Handelsabkommen (2020):
Der größte konkrete Erfolg war das sogenannte Phase-1-Handelsabkommen, das im Januar 2020 unterzeichnet wurde. In diesem Abkommen verpflichtete sich China zu mehreren Zugeständnissen:
- Erhöhung der Importe aus den USA: China versprach, innerhalb von zwei Jahren US-Güter und Dienstleistungen im Wert von 200 Milliarden Dollar zusätzlich zu kaufen. Dies betraf vor allem landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen, Schweinefleisch und Mais sowie Industrieprodukte und Energie.
- Schutz geistigen Eigentums: China stimmte zu, Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz geistigen Eigentums zu verbessern, ein zentraler Kritikpunkt der USA.
- Währungsstabilität: China verpflichtete sich, Währungsmanipulation zu unterlassen, was ein langjähriger Vorwurf der USA war.
- Marktzugang: Es gab Zusagen, den Zugang für US-Firmen in bestimmten Sektoren zu verbessern.
2. Temporärer Rückgang des Handelsdefizits:
Trumps Strafzölle und die damit verbundenen Drohungen führten zunächst zu einem Rückgang des Handelsdefizits mit China. Zwar blieb das Defizit insgesamt bestehen, aber es wurde in einigen Monaten deutlich verringert, was Trump als Erfolg verbuchte.
3. Bewusstsein für Chinas Praktiken:
Trumps Strategie zwang China, seine Praktiken stärker zu rechtfertigen, und brachte die Themen unfairer Wettbewerb, Zwangstechnologietransfer und Subventionen für chinesische Unternehmen stärker auf die globale Agenda. Auch die US-Öffentlichkeit und andere westliche Länder wurden sensibler für diese Probleme.
In welchen Punkten hat China n i c h t nachgegeben?
1. Kernprobleme blieben ungelöst:
- Subventionen für Staatsunternehmen: China weigerte sich, seine staatlichen Subventionen zu reduzieren, die nach Ansicht der USA einen unfairen Wettbewerbsvorteil darstellen.
- Industriepolitik „Made in China 2025“: China hielt an seiner langfristigen Strategie fest, in High-Tech-Branchen führend zu werden, und ließ sich durch US-Drohungen nicht davon abbringen.
2. Erfüllung der Importziele:
Obwohl China mehr US-Produkte kaufte, wurden die ambitionierten Importziele des Phase-1-Abkommens nicht vollständig erreicht. Vor allem die Covid-19-Pandemie und deren wirtschaftliche Auswirkungen machten die Erfüllung dieser Ziele schwierig.
3. Zölle blieben ein Problem:
Beide Seiten hielten an vielen Strafzöllen fest, auch nach dem Abschluss des Phase-1-Abkommens. Diese belasten weiterhin den Handel und die Wirtschaft beider Länder.
4. Technologiekrieg:
Trump zielte mit seiner Politik auch auf Chinas Technologiekonzerne wie Huawei und TikTok ab. Obwohl diese Sanktionen und Drohungen China kurzfristig unter Druck setzten, konnte das Land langfristig seine technologischen Ambitionen weiterverfolgen und sich stärker auf Eigenproduktion konzentrieren.
War Trumps Strategie langfristig erfolgreich?
Kurzfristige Erfolge: Trumps Drohungen und Strafzölle brachten China an den Verhandlungstisch und führten zu einigen Zugeständnissen, insbesondere im Rahmen des Phase-1-Abkommens. Vor allem die Erhöhung der landwirtschaftlichen Exporte der USA wurde von Trump als großer Sieg gefeiert, was ihm politisch half, insbesondere bei Wählern in ländlichen Regionen.
Langfristige Misserfolge: Viele strukturelle Probleme im US-China-Handel blieben ungelöst. Das Handelsdefizit wurde nicht nachhaltig reduziert, und China investierte mehr in Eigenständigkeit, insbesondere in den Bereichen Technologie und Halbleiter. Außerdem belastete der Handelskrieg die US-Wirtschaft, da viele Unternehmen die Strafzölle direkt spürten und höhere Produktionskosten hatten.
Fazit:
Trumps Drohungen führten zu kurzfristigen Erfolgen, wie dem Phase-1-Handelsabkommen, stärkeren chinesischen Importen von US-Waren und einem stärkeren Fokus auf unfaire Handelspraktiken. Allerdings blieben langfristige, strukturelle Veränderungen aus, und der Handelskrieg brachte auch Kosten für die US-Wirtschaft. Insgesamt zeigte die Strategie, dass Drohungen in der Handelspolitik eine Wirkung entfalten können, aber für nachhaltige Erfolge stärkere und breitere Verhandlungsansätze nötig sind.